Größter Frauen-Mofaclub Nordfrieslands knattert durch SH

Stand: 15.09.2023 11:45 Uhr

Mit alten Zweitakt-Mofas, also Schwalben, Zündapps oder Puchs, machen die Frauen ihre Touren. Oft geht es einfach von Dorf zu Dorf, denn schnell fahren können sie mit den Maschinen nicht - bei etwa 35 km/h ist meist Schluss.

von Lina Bande

Ein herrlicher Spätsommertag: 22 Grad, die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel - das perfekte Wetter für eine Ausfahrt der "2 Stroker Babes Westcoast". Rund um die Clubgarage von Präsidentin Dorthe Iwersen in Goldelund (Kreis Nordfriesland) liegt schon der Geruch von Öl und Benzin in der Luft. Von hier aus geht's gleich los Richtung Joldelund, ein paar von den anderen Deerns einsammeln. 15 Frauen sind sie insgesamt. Und dann tuckern sie über die Dörfer und Feldwege zurück zu Dorthe - alles ganz sinnig. Denn mit den alten Mofas ist bei gut 35 km/h Schluss.

Mofafahren zur Entschleunigung

Zwei Mofas stehen vor einer Garage. © NDR Foto: Lina Bande
Ein altes Mofa ist Pflicht bei den "2 Stroker Babes Westcoast".

Genau das macht für die Frauen vom Mofaclub den Reiz aus: "Dat is so'ne richtige Entschleunigung vun'n Alldag", sagt Wenke Jessen und Dorthe ergänzt: "Dat Rünnerfohrn, dat schöne Wedder, unse Luft, tosomenkamen mit de Deerns, Schnack to hebben, sik uttotuschen - wiel man kann jo ok bi’t Mofafohrn mitenanner schnacken." Also knattern sie nun los, auf ihren Schwalben, Zündapps, Puchs oder Simsons. Alle aufwendig restauriert und gepflegt und einige aufgemotzt und verziert mit Dosenhalter oder Fuchsschwanz. Dass das Mofa alt sein muss, um hier mitmachen zu dürfen, ist Voraussetzung. Und: Es werden nur Frauen aufgenommen.

Kutten als Alleinstellungsmerkmal

Dabei sind die meisten der Mitglieder mal über ihre Männer zu den Mofas gekommen, die sind nämlich genau so Zweitakterfans. Aber: "De wullen uns nich rinlaaten in de ehr Club! Un dor hebbt wi seggt, wat de köönt, dat köönt wi schon lang un dorüm hebbt wi seggt, nur Deerns! Un wi hebbt Kutten!", erzählt Inga Hansen lachend. Denn was wäre eine echte Mofagang ohne Kutten? In diesem Fall sind's Jeanswesten, alle mit dem sogenannten Colour auf dem Rücken, also dem Logo. Und die darf sich jedes "2-Stroker-Babe" weiter verzieren, mit Aufnähern und Ansteckern.

Die Gemeinschaft ist das Entscheidende

Zwei Kinder spielen auf einem aufgebockten Motorroller. © NDR Foto: Lina Bande
Merle und Maira in ihren "2 Stroker Babes"-Kutten

Sogar der weibliche Nachwuchs hat schon Kutten: Merle (4), Maira (2) und Lene (1) tragen alle eine kleine Jeansjacke oder Weste samt Colour und wenn es passt, fahren sie bei Mama mit. "De sind denn ganz stolz, dat se dor mit dorbi sien köönt. Güstern Avend hett miene lütte Deern noch mit mi tosomen de Schwalbe putzt un sik ok ganz dull freut", sagt Kerstin Andresen-Paulsen.

Hin und wieder machen die "2 Stroker Babes" auch mal eine längere Tour oder fahren ein Eis essen. Am liebsten mögen sie aber die kürzeren Runden über leere, kleine Straßen. Die meisten der 25 bis 45 Jahre alten Frauen kannten sich auch schon vorher, "wi harrn ok mol een Koortenclub", sagt Dorthe. Aber Mofafahren macht einfach noch mehr Spaß: "Dat Geföhl, mit de Mädels ünnerwegens to sien, is hammergeil!", ruft Inga strahlend.

Männer dürfen nicht mitfahren, aber reparieren

Nur bei einer Sache kommen dann doch die Männer wieder ins Spiel: Nämlich dann, wenn doch mal was kaputt geht, erzählt Wenke lachend: "Dat maken de för uns, wiel wi de so lieb fragen. Also wi köönt vielleicht höchstens ene Zündkerz wesseln, aver denn höört dat ok op!"

Nach gut einer Stunde Tour zwischen Maisfeldern, Windrädern und Kühen kommen die Deerns von Nordfrieslands größtem Frauen-Mofaclub wieder bei Dorthe Iwersen an. Zum Umtrunk natürlich, denn die Präsidentin bringt es auf den Punkt: "Ene richtige Mofagang bruukt Kutten un Zweitakteröl un gude Laune un Beer!"

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Hallig Hooge © picture-alliance / dpa / dpaweb

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 16.09.2023 | 19:30 Uhr

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